Krisen bewältigen dank Resilienz

Krisen bewältigen dank Resilienz

Krisen bewältigen dank Resilienz

Es gibt Menschen, denen es gelingt ihre Trauer zu verarbeiten ohne dabei den Boden unter den Füßen zu verlieren und relativ schnell wieder in ein „normales“ Leben zurückzufinden.  Es gibt aber auch sehr viele Hinterbliebene, denen das schwerer fällt und die größere Schwierigkeiten haben den Tod ihres geliebten Menschen zu akzeptieren. Doch warum ist das so? 

Warum trauert jeder anders?

Wie wir mit dem Tod eines nahestehenden Menschen umgehen kann verschiedene Ursachen haben. Demnach kann es von Bedeutung sein ob ich in meiner Kindheit sichere Bindungen erlebt habe oder nicht, wie stabil mein soziales Netz war, oder ob ich bereits psychisch erkrankt war. Auch kann es eine Rolle spielen ob ich mit einem plötzlichen Tod konfrontiert wurde und ich keine Gelegenheit hatte mich zu verabschieden.

Aber es ist noch etwas entscheidend dafür, wie ich mit der Trauer umgehe. Die Resilienz.

Was ist Resilienz?

„Resilienz ist die psychische Widerstandsfähigkeit. Die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen.“ Man kann Reslienz auch als „seelisches Immunsystem“ verstehen. Die Fähigkeit, Extremsituationen durchzustehen, ohne Schaden an der Seele zu nehmen. Resilienz ist also die Fähigkeit, mit Schicksalsschlägen umzugehen, Krisen zu bewältigen und daraus zu lernen. Das heißt, in der Lage zu sein, Krisen anhand seiner persönlicher Ressourcen zu bewältigen und daraus sogar gestärkt hervorzugehen.

Resilienz bedeutet aber nicht, dass man als resilienter Mensch nicht leidet. Niemand ist immun gegen das Unglück. Auch resiliente Menschen können intensiven Schmerz oder Sehnsucht nach dem Verstorbenen empfinden. Auch resiliente Menschen erleben Krisen. 

Allerdings überwiegen bei resilienten Menschen positive, stärkende Gefühle, oder besser gesagt: Sie nehmen diese häufiger wahr. Dabei geht es nicht darum wie intensiv diese positiven Emotionen empfunden werden sondern wie oft. Es gelingt ihnen schneller wieder in ein normales Leben zu finden und positive Gefühle zu empfinden.

Entwicklung von Resilienz

Natürlich versuchen wir uns aus schwierigen Situationen selber zu befreien, aber nicht jeder von uns schafft es auch alleine. Manche Fähigkeiten, die wir dafür brauchen, wie zum Beispiel Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, sind bereits ein Teil unserer Persönlichkeit. Aber nicht bei jedem von uns sind diese Eigenschaften so weit ausgebaut, dass er als Resilienz bezeichnet werden kann.

Jeder Mensch kommt mit einer unterschiedlich empfindsamen Seele auf die Welt. Der Grundstein für die spätere Resilienz wird in der Kindheit gelegt. Die Beziehung zu den Eltern oder anderen Bezugspersonen ist dabei besonders wichtig, um überhaupt Resilienz entwickeln zu können. Durch sie entsteht in uns der Glaube ebenfalls mit schwierigen Situationen klar zu kommen.

Durch unsere Sozialisation lernen wir, wie wir mit Krisen, Problemen und Schicksalsschlägen umzugehen haben und entwickeln Taktiken, um mit Gefühlen wie Trauer, Wut, Verzweiflung oder traumatischen Erlebnissen umzugehen. Wir entwickeln im Laufe unseres Lebens kognitive und emotionale Fähigkeiten, die uns in schwierigen Situationen weiterhelfen. Auch Eigenschaften wie Toleranz, Geduld und Akzeptanz müssen wir uns erarbeiten.

Zudem ist die eigene, positive Erfahrungen im Umgang mit Krisen und Problemen sehr wichtig. Zum Beispiel ob und in welchen Maße man selbst erfährt und lernt, dass es nach Schwierigkeiten wieder bergauf geht und dass man aus eigener Kraft die Dinge verbessern kann. Aus all dem entsteht im Laufe eines Lebens mehr oder weniger ausgeprägte Resilienz. 

Halt durch Gemeinschaft

Wer sich von einer Gemeinschaft getragen und unterstützt fühlt, übersteht Krisen meist leichter als jemand, der allein gelassen wird oder eher labil ist. Resilient sein meint ein Annehmen und Verarbeiten der entstandenen Probleme – und das Wissens, dass man über Taktiken, Fähigkeiten und Strategien verfügt, um diese bewältigen zu können. Deshalb sind bestimmte Menschen resilienter als andere. Es ist aber trotzdem möglich, auch noch als Erwachsener aktiv an seiner seelischen Widerstandskraft zu arbeiten!

Die sieben Säulen der Resilienz 

Laut Psychologen sind es vor allem sieben Persönlichkeitsmerkmale oder Charaktereigenschaften, die eine gute Residenz ausmachen. Man nennt sie die Sieben Säulen der Resilienz.

1. Akzeptanz 

Es gibt Situationen, die man aus eigener Kraft nicht ändern kann. Zum Beispiel den Verlust eines nahestehenden Menschen. Manchmal ist es schwierig mit Veränderungen umzugehen. Resiliente Menschen können leichter annehmen, was ihnen widerfahren ist und sehen Probleme und Krisen als einen Teil des Lebens an. Sie akzeptieren, dass leben Wandel heißt und gehen zuversichtlich mit Krisen um. Sie konzentrieren sich auf die Dinge, die trotz der Veränderung beeinflussbar sind. Durch das Akzeptieren von Veränderungen sind wir eher bereit sie zu verarbeiten und einen neuen Weg einzuschlagen. Nur wenn die Krise erkannt und akzeptiert wird, kann sie auch angegangen werden. Damit ist die Akzeptanz die Vorstufe zur Bewältigung der Krise.

2. Optimismus

Betroffene müssen begreifen, dass Krisen, egal wie schlimm sie auch scheinen, in der Regel zeitlich begrenzt sind. Sie müssen fest davon überzeugt sein, dass Die Trauer und die damit einhergehenden Gefühle ein Ende haben, um widerstandsfähig gegen Krisen zu sein. Wichtig ist der Glaube daran, dass auch aus einer Krise in der Zukunft noch etwas Gutes entstehen kann. Dieser Glaube macht Menschen zuversichtlich und widerstandsfähig. 

3. Selbstwirksamkeit

Der Glaube an die eigenen Fähigkeiten ist ein wichtiger Grundstein für seelische Widerstandsfähigkeit. Resiliente Menschen sind sich sicher, dass sie Krisen und Probleme selbstständig bewältigen und lösen können. Sie können die eigene Gefühlswelt so steuern, dass hohe Belastungen nicht als Stress, sondern als Herausforderung empfunden werden. Sie vertrauen durch ihre Selbstwirksamkeit darauf, auch in schwierigen Situationen selbst „am Steuer“ zu sitzen und fühlen sich nicht „ausgeliefert“. Grade in Krisensituationen ist es wichtig die eigenen Werte und Lebensziele zu kennen.

4. Eigenverantwortung

Resiliente Menschen sind bereit Verantwortung für das eigene Leben und die Konsequenzen für das eigene Tun zu übernehmen. Sie können in Krisensituationen überlegter reagieren. Sie sehen sich nicht in einer Opferrolle, sondern setzen sich aktiv mit der bestehenden Situationen auseinander und versuchen, sie zum Guten zu verändern. Das müssen Personen mit gering ausgeprägtem Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen oft erst wieder lernen.

5. Netzwerkorientierung

Resiliente Menschen kommunizieren gern. Sie bauen soziale Beziehungen auf und nehmen Unterstützung und Hilfe in schweren Zeiten offen an. Denn in den meisten Fällen haben resiliente Menschen ein großes soziales Netzwerk. Sie haben immer jemanden, der ihnen zuhört, einfühlsam ist und sie unterstützt, der ihnen Mut macht und an ihre Stärken erinnert. Freundschaften geben in Krisen Kraft und Halt.

6. Lösungsorientierung

Die Lösungsorientierung hängt weitestgehend von der persönlichen Einstellung ab. Was erwarte ich von meiner Zukunft? Was habe ich für Ziele? In jeder Krise offenbaren sich in der Regel auch Wege, die uns helfen gestärkter daraus hervorzugehen und etwas aus ihnen zu lernen. Resiliente Menschen orientieren sich an Lösungen und versuchen diese umzusetzen. Ihre Fähigkeit, die Ursachen eines negativen Erlebnisses genau zu identifizieren, zu analysieren und damit zukunftsorientiert umzugehen, ermöglicht ihnen, alternative und oft auch bessere Lösungen zu erkennen.

7. Zielorientierung

Resiliente Menschen denken langfristig setzen sich realistische Ziele. Es gelingt ihnen schneller ihre Zukunft neu zu planen.  So können sie von Schicksalsschlägen im Leben, wie zum Beispiel dem Tod eines nahestehenden Menschen, nicht aus dem Gleichgewicht geworfen werden. Das setzt allerdings voraus, dass sie erkennen, dass sie immer eine Wahlmöglichkeit haben. Es gibt immer verschiedene Optionen. Wird die Zukunft entsprechend der eigenen Möglichkeiten geplant, bleibt sie beherrschbar und große Krisen können in den meisten Fällen in Eigenregie bewältigt werden.

Fazit

Krisen unbeschadet zu überstehen und am Ende an ihnen zu wachsen – das ist es also, worum es bei Resilienz geht. Es geht darum, sich von der belastenden Situation nicht brechen und entwurzeln zu lassen, sondern sich wie ein junger Baum im Sturm mit dem Wind zu biegen.

Viele Menschen verfügen von Natur aus über ein gewisses Potenzial an psychischer Widerstandskraft. Und jeder von uns hat eine gewisse Fähigkeit Probleme und Krisensituationen zu bewältigen. Allerdings wird diese Welt in der wir heute leben immer schneller und stressiger. Und da reichen unsere psychischen Ressourcen oft nicht mehr aus. Auch unser Umfeld verändert sich stark. Kontakte über soziale Netzwerke bedeuten oft schon mehr als starke familiäre Bindungen. Das seelische „Immunsystem“ versagt und bringt Menschen in Krisenzeiten heutzutage schnell an ihre Grenzen. Hier scheitern dann viel an der Bewältigung der Krise und schaffen es ohne psychologische Hilfe nicht aus dem seelischen Tief heraus.

Starke Resilienz bedeutet also nicht, dass man keine Krisen mehr erlebt, oder in jeder Krise standhaft bleibt. Es werden immer schwere Zeiten kommen. Doch Resilienz hilft, schneller wieder aufzustehen und für künftige Situationen zu lernen. Wir können Krisen nicht nur überleben, sondern auch an ihnen wachsen. Der Buddhismus hat eine der Grundlagen dafür angeboten, die Widerstandskraft gegenüber Krisen im Leben zu stärken. Mit Gleichmut, Mitgefühl, der Unterstützung anderer und einer positiven Einstellung können alle Krisen im Leben bewältigt werden. Heilung ist immer möglich.